Herbe Pleite für Hannover 96 in Elversberg
Hannover 96 hat am Sonntag nach zuletzt drei Siegen in Folge einen Dämpfer im Aufstiegskampf der 2. Liga hinnehmen müssen. Bei der SV Elversberg kassierte die Mannschaft von Trainer Stefan Leitl nach einer ganz schwachen Leistung eine verdiente 1:3 (0:2)-Niederlage.
Hannover erwischte im Saarland einen rabenschwarzen Tag. In keiner Phase der Partie konnte das Team an die starken Leistungen der vergangenen Wochen anknüpfen. Auch die zuvor mit Abstand beste Defensive der 2. Liga zeigte sich extrem wackelig.
Elias Baum (10.) und Fisnik Asllani (45.+5) trafen im ersten Durchgang, Muhammed Damar - vergangene Saison noch an 96 ausgeliehen - sorgte kurz nach Wiederbeginn für die Entscheidung (48.). Nicolo Tresoldi gelang in der Nachspielzeit nur noch der Ehrentreffer (90.+2).
Nur 96-Torwart Zieler mit Normalform
Das letzte Mal, dass das Leitl-Team drei Gegentreffer kassiert hatte, war im Februar beim 4:3-Sieg gegen den HSV. Am Sonntag in Elversberg hätten es deutlich mehr sein können, bei konsequenterer Chancenverwertung der Gastgeber sogar sein müssen. Einzig Torhüter Ron-Robert Zieler erreichte Normalform und verhinderte eine noch höhere Pleite.
"Wir haben verdient verloren. Elversberg war intensiver und kompakter. Wir können besser spielen und müssen uns an die eigene Nase fassen", sagte 96-Trainer Stefan Leitl. "Du musst am Peak spielen, um in dieser Liga Spiele zu gewinnen.
Hannover trotzdem weiter Tabellenführer
Die Tabellenführung behielt 96 aufgrund der Ergebnisse der Konkurrenz - Düsseldorf und Paderborn teilten sich die Punkte, der HSV verlor in Braunschweig - zwar, verpasste aber die Chance, sich abzusetzen. Stattdessen "verdichtete" die SVE durch den Erfolg im direkten Duell das ohnehin enge Rennen um die vorderen Plätze. Für die "Roten" geht es nach der Länderspielpause am 23. November (13 Uhr, im NDR Livecenter) gegen den wiedererstarkten Bundesliga-Absteiger SV Darmstadt 98 weiter. "Da sind wir doppelt gefordert", so Leitl.
Baum trifft früh für Elversberg
Vor der Partie gedachten die Fans im Gästeblock dem auf den Tag genau vor 15 Jahren gestorbenen Torhüter Robert Enke mit einer großen, in schwarz gehaltenen Choreografie. Der dichte Nebel im Stadion an der Kaiserlinde untermalte die andächtige Ruhe der mitgereisten Anhänger der Niedersachsen.
124-Stundenkilometer-Geschoss zum 1:0
Auf den saarländischen Nebel ließ sich der orientierungslose Start der elf Hannoveraner in die Partie allerdings beim besten Willen nicht schieben. Immer wieder waren sie einen Schritt zu spät, die Abstände zu Gegenspielern schlicht zu groß. Entsprechend verdient war die Führung der Gastgeber nach zehn Minuten: Asllani konnte ungehindert durchs Mittelfeld laufen und legte halbrechts in den Strafraum, von wo SVE-Rechtsverteidiger Baum im Vollsprint den Ball flach neben den linken Pfosten jagte. 96-Schlussmann Zieler hatte bei diesem 124-Stundenkilometer-Geschoss keine Abwehrchance - 0:1.
Asllani erhöht gegen passive Hannoveraner
Und die Elversberger blieben dran, ließen Angriff auf Angriff folgen: Asllani (15. und 16.) und Damar hatten die nächsten Abschlüsse (27.). Nach dem Freistoß des Deutsch-Türken entschied Schiedsrichter Florian Lechner zunächst auf Strafstoß für die Gastgeber. Zieler hatte bei einer Faustabwehr Manuel Feil zwar abgeräumt, allerdings zunächst klar den Ball gespielt. Der VAR griff ein, Lechner korrigierte sich.
Der Tabellenführer enttäuschte auf ganzer Linie, war gedanklich zu träge und zu ungenau im Passspiel. Leitl hatte schon lange vor der Pause genug gesehen. Er nahm knapp zehn Minuten vor dem Ende des ersten Durchgangs den Ex-Elversberger Jannik Rochelt vom Platz und brachte Thaddäus Momuluh.
Am Bild aber änderte das nichts, im Gegenteil: Asllani erhöhte in der Nachspielzeit auf 2:0. Und wieder boten die "Roten" nur besseren Geleitschutz. Maurice Neubauer legte per Kopf von links an den Elfmeterpunkt, wo Asllani Marcel Halstenberg abkochte und tunnelte (45.+5). Doch auch mit dem Zwei-Tore-Rückstand war das Leitl-Team noch gut bedient. Denn schon davor hätten der 22-Jährige (44.) und Tom Zimmerschied (45.+1) treffen können, ja müssen.
Damar zum 3:0 - Zieler verhindert ein Debakel
Was auch immer sich die "Roten" in der Pause vorgenommen haben mochten, es war drei Minuten nach Wiederbeginn Makulatur. Baum bediente Damar mit einer flachen Hereingabe von der rechten Seite und der ehemalige Leihspieler traf mit rechts zum 3:0 ins lange Eck. Dieses Mal ließ sich Phil Neumann im Abwehrzentrum übertölpeln (48.).
Dass der gebrauchte Nachmittag aus Hannovers Sicht in der Folge nicht zu einem kompletten Debakel geriet, lag einzig und alleine an Zieler, der immer wieder mit starken Paraden Großchancen der Gastgeber zunichte machte (54. und 63.). Dazwischen verpasste Damar den Doppelpack freistehend aus acht Metern, als er den Ball über das Tor jagte (60.).
In der Folge ließen die Saarländer ein wenig von den Gästen ab. Tresoldi erzielte in der Nachspielzeit nach einer schönen Kombination mit einem strammen Flachschuss aus halblinker Position den Ehrentreffer. Verdient hatten sich die "Roten" den an diesem Nachmittag aber eigentlich nicht.